Categories: Aktuelles

by Mario Sahlmann

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Gelebte deutsch-polnische Freundschaft

Verein „Notruf Ukraine – Polizisten helfen“ beim Jubiläumsfest im polnischen Kinderdorf „Dr. Janusz Korczak“

Seit mehr als zehn Jahren verbindet den Verein „Notruf Ukraine – Polizisten helfen“ eine enge Freundschaft mit Janusz Marszalek aus Oswiecim und dem von ihm gegründeten Kinderdorf „Dr. Janusz Korczak“.
Mehrere Hilfstransporte nach Polen wurden organisiert. Und dort bekam man Unterstützung bei Ukraine-Touren. Das 25jährige Bestehen des Kinderdorfes war Anlass für einen Besuch aus dem Vorharz. „Es war eine kleine Begegnung mit großen Folgen“, erinnert sich Mario Sahlmann an jenen Tag im Juni 2008, als Gästeaus Polen vom Verein empfangen wurden. Bereits drei Wochen später rollte der erste Hilfstransport mit vorwiegend Bekleidung für Obdachlose sowie Pflegebetten und Rollatoren für die Sozialstation in Oswiecim. Bald darauf kam es zu einer Begegnung im Kinderdorf, welches von Janusz Marszalek (Bürgermeister der Stadt von 2002 bis 2011) und seiner Frau Marta ins Leben gerufen wurde.Über mehr als ein Jahrzehnt folgten Treffen in Halberstadt und in polnischen Städten, Hilftransporte steuerten unter anderem Krankenhäuser in und um Krakau, die Sozialstation sowie das städtische Pflege- und Seniorenzentrum in Oswiciem, das Kloster und Krankenhaus der Schwestern von St. Elisabeth in Cieszyn, das Krankenhaus im schlesischen Miejski, das Lyzeum in Siemianowice Slaskie und das Kinderdorf „Dr. Janusz Korczak“ an. Als Koordinator wirkte Janusz Marszalek, der bereits 2009
zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt wurde. Er war es auch, der mehrfach helfend eingriff, als es bei Transporten in die Ukraine Probleme an deren Grenze gab. Zu einem weiteren unverzichtbaren Helfer in solchen Angelegenheiten wurde Andre Kurek, Pater eines polnischen Ordens in der Ukraine, der vor allem eingriff, wenn es Probleme mit dem Zoll gab und den Halberstädtern Unterkunft gewährte.„Auch Janusz Marszalek war stets ein rühriger Gastgeber“, unterstreicht Mario Sahlmann, Pressesprecher des Vereins, „wir lernten durch ihn das
Kinderdorf kennen, übernachteten dort und erlebten, wie Kinder in Geborgenheit aufwachsen. So war es selbstverständlich, dass 21 Vereinsmitglieder aus Halberstadt 2014 zum 20. Geburtstag der Einrichtung samt Gulaschkanone, Getränkewagen und zwei Beiwagenmaschinen anreisten, das Fest unterstützten und die Kasse des Kinderdorfes gefüllt wurde. Der herzliche Empfang und die leuchtenden Kinderaugen seien bei
allen Besuchen das beste Dankeschön gewesen, so Sahlmann. Das war nicht anders, als dieser Tage mit Helga und Wilfried Boskugel, Gerald Eggert, Bernd Klamert, Anke Rautenberg, Mario Sahlmann, Normen Scholle und Bastian Töpel-Koppitz acht Vereinsmitglieder zum Jubiläumsfest anlässlich des 25jährigen Bestehens des Kinderdorfes fuhren. Dort wurden sie von Marta und Janusz Marszalek herzlich willkommen geheißen und reihten sich ein in die große Gratulantenschar, die aus mehreren deutschen Bundesländern angereist war. Unter ihnen befanden sich unter anderem Magdeburgs ehemaliger Bürgermeister Willi
Polte und Vertreter des kirchlichen Hilfswerks„Partnerschaftsaktion Ost“ im Bistum Magdeburg und des Malteser Hilfsdienstes Amberg. Schon am Vorabend des Jubiläumsfestes fanden deutsch-polnische Begegnungen im großen Festzelt statt. Dabei wurden die Gäste mit allerhand Spezialitäten kulinarisch verwöhnt. Für Bernd Klamert hieß es derweil, das Wunschessen – Erbsensuppe aus der Feldküche – für den nächsten Tag vorzubereiten.
Dieser begann für die Vereinsmitglieder mit einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz II Birkenau. Dieses Symbol des Holocaust, diesen Ort des Grauens, an dem zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen ermordet wurden, trennen nur wenige Kilometer Luftlinie von
Polens erstem privaten Kinderdorf, benannt nach dem polnisch-jüdischen Arzt und Reformpädagogen Janusz Korczak, der die Kinder seines Waisenhauses auf dem Transport ins Vernichtungslager begleitete und in Treblinka selbst den Tod fand. Seinen Namen gaben Janusz und Marta Marszalek ihrem Kinderdorf, das vor 25 Jahren von den ersten Kindern bezogen wurde. Seitdem haben es über 55
dort aufgewachsene Kinder nach Schulabschluss bzw. Erreichen der Volljährigkeit in die Selbständigkeit verlassen. Sie haben ihre Lebenshaltung selbst in die Hand genommen, zum Teil eigene Familien gegründet und leben in Polen und im Ausland. Heute wachsen in Rajsko 33
Kinder – Waisen und Kinder aus zerrütteten Familien – auf. Sie leben in sechs Häusern wie Geschwister miteinander, zusammen mit jeweils einem Elternpaar und dessen eigenen Kindern. Sie können die zahlreichen Sport-, Spiel- und Musikangebote nutzen, halten Haustiere und kochen auch das Essen gemeinsam wie in einer richtigen Familie. Sie erfüllen ihre Pflichten und lernen, sich nach den Regeln des Zusammenlebens zu richten. Einander zu helfen, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen gehören genauso dazu wie Ordnung, Sauberkeit, Fleiß, Empathie, Toleranz und Achtung gegenüber anderen. Die Jüngsten besuchen den zum Dorf gehörenden Kindergarten, die Älteren die Schule.Das Kinderdorf nennt Janusz Marszalek ein Werk der Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen. Denn der Bau des Kinderdorfes, dessen Wachsen und
täglichen Unterhalts sei einer Vielzahl von engagierten polnischen und deutschen Menschen zu verdanken, betont Janusz Marszalek immer wieder.Das wurde auch im Gottesdienst zur Eröffnung der Jubiläumsfeierlichkeiten durch den Altbischof Tadeusz Rakoczy unterstrichen. Die offizielle weltliche Geburtstagsfeier fand anschließend auf den Wiesen in der Korczak-Straße statt. Hier wechselten
Aufführungen seiner jungen Bewohner mit Reden, Danksagungen und Glückwünschen einander ab. Als ein symbolisches Dankeschön bekamen die zumeist weit angereisten Gäste Nelken und kleine Herzen überreicht.
Mit ihrem überraschenden und alle Anwesenden emotional sehr bewegenden Auftritt sorgte eine Gruppe junger Frauen und Männer. Im Namen der ehemalige Bewohner des Kinderdorfes sprach Marcin Bialostocki den tief gerührten Gründern Marta und Janussz Marszalek ganz großen Dank aus „für alles, was wir hier gelernt und erlebt haben, für das, was ihr uns für unser weiteres Leben gegeben habt und für das, was aus uns geworden ist“. „Für uns werdet ihr immer Tante Marta und Onkel Janusz sein“, betonte der Redner, „bleibt wie ihr seid, tut Gutes für noch viele
Kinder, wie wir einst waren.“
Die Frauen und Männer vom Verein „Notruf Ukraine Polizisten helfen“ feierten nicht nur gemeinsame mit den Bewohnern und Gästen, sie bereicherten mit Erbsensuppe und Bockwurst aus der Gulaschkanone das sehr üppige kulinarische Angebot. Sie nutzten die Gelegenheit für
Gespräche und erfreuten die Kinder mit allerhand Spielzeug. Das Fest dauerte bis in die späten Abendstunden. Es fand seinen krönenden Abschluss mit einer exzellenten Band und einer sich anschließenden kleinen „Tanzstunde“, an dem die älteren Kinder und ihre Betreuer, die Ehemaligen und Gäste gleichermaßen Spaß hatten. Bevor sich die Gruppe aus dem Vorharz am Tag danach auf den Weg Richtung Heimat machte, verabschiedete Janusz Marszalek das Team. Er bedankte sich für ihr Kommen und die Unterstützung im vergangenen Jahrzehnt, richtete Grüße an alle daheim gebliebenen Vereinsmitglieder aus und wünschte der langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit eine gute Zukunft.

„Denn ohne die Unterstützung aus Deutschland, würde es dieses Kinderdorf nicht geben.“