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by Mario Sahlmann

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Ukrainische Ärzte stellten im Lager Hilfsgüter zusammen

Aspenstedt (geg). Als kurz vor Weihnachten zwei 40-Tonner mit
Hilfsgütern das Lager des Vereins „Notruf Ukraine – Polizisten helfen“
verließ, versicherte dessen Vorsitzender Ulrich Scholle den Mitgliedern
der „Aktion Tschernobyl-Hilfe Hildesheim“, weiterhin zusammen zu
arbeiten. Denn beiden Vereinen geht es seit Jahren darum, Menschen zu
helfen, die Hilfe dringend benötigen.
Während der Halberstädter Verein seine Aktivitäten mittlerweile auf
mehrere osteuropäische Länder ausgedehnt hat, konzentrieren die
Hildesheimer ihre Hilfe auf Gebiete der ehemaligen Sowjetunion, die
unmittelbar oder mittelbar durch die Nuklearkatastrophe im Kernkraftwerk
bei Tschernobyl erkrankt oder in Not geraten sind. Weil Rita Limmroth
bei ihren zahlreichen Besuchen in Krankenhäusern die schlechte
Ausstattung festgestellt hat, wurde entschieden, Hilfsgüter nicht nach
dem Gießkannenprinzip zu verteilen, sondern sie gezielt zu vergeben. Und
so hat man sich des Kinderkrankenhauses Lutsk im Wolinsker Gebiet
angenommen. „Wir wollen Abteilung für Abteilung nacheinander zu einem
Standard verhelfen, der notwendig ist, um Patienten zu behandeln, zu
versorgen und zu deren Gesundung beizutragen“, sagt sie. Hatte ihr
Verein in der Vergangenheit vor allem medizinische Geräte nach Lutsk
gebracht, sollten nun auch die Stationen mit Betten ausgestattet werden,
die vor allem nach Operationen eine richtige Lagerung der Patienten
möglich machen. Denn verstellbare Krankenhausbetten waren nicht vorhanden.
Diese stellte der Verein „Notruf Ukraine – Polizisten helfen“ zur
Verfügung nebst den dazu gehörenden Matratzen und Schränken sowie
Rollstühlen und medizinischen Verbrauchsgütern. „Unser Schwerpunkt
bleibt zwar nach wie vor das Krankenhaus in Sambir, doch wir geben gern
aus unseren Beständen ab, was dort nicht benötigt wird“, sagte Ulrich
Scholle, als er jetzt mit Rita Limmroth drei ukrainische Mediziner in
Aspenstedt willkommen hieß.
Dr. Michael Louga von der Kinderneurochrirurgie und Dr. Ruslan Zhylenko,
HNO-Kinderarzt im Kinderkrakenhaus Lutsk sowie Prof. Borys Myroniuk vom
HNO-Institut Kiew sind derzeit zu Gast in Hildesheim, hospitieren bei
deutschen Kollegen und eignen sich Wissen an, was für die Bedienung der
hochwertigen medizinischen Geräte aus Deutschland notwendig ist.
Bei der Gelegenheit statteten sie dem Halberstädter Verein einen Besuch
ab, um in dessen Lager Gegenstände auszuwählen, die mit einem Transport
Ende Februar in ihre Heimat geschafft werden. Es war keine kurze Visite,
sondern ein mehrstündiger Besuch. Denn die Ärzte wurden schnell fündig,
begutachteten die Bestände und stellten daraus eine Ladung zusammen.
„Wir haben hier sehr viel vorgefunden, was wir sehr gut gebrauchen
können“, sagte Dr. Michael Louga, „wir sind sehr dankbar dafür, dass wir
diese Dinge, die für uns von großem Wert sind, auswählen dürfen.“
Dazu zählen unter anderem ein Röntgengerät und ein kompletter
Zahnarztstuhl, Behandlungsliegen und Betten sowie eine Vielzahl kleiner
Gerätschaften und Verbrauchsmaterial. „Vieles, was in unseren
Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen aussortiert wird,
löst dort einen Standard ab, den sich hier kaum jemand vorstellen kann“,
erklärt Rita Limmroth. Das bestätigt Holger Oppermann. Der Wernigeröder
Regionalbereichsbeamte, der zugleich stellvertretender
Vereinsvorsitzender ist, hat selbst Transporte in die Ukraine begleitet
und die Situation vor Ort kennen gelernt. Als er beim Harzklinikum
Wernigerode nachfragte, ob die Einrichtung gebrauchte Gegenstände
abgegeben könnte, rannte er dort offene Türen ein. „Wir sind sehr
dankbar für diese Unterstützung. Noch dankbarer sind die Menschen dort,
wohin wir die Hilfsgüter bringen“, berichtet Oppermann und appelliert an
alle Krankenhäuser, Pflegeheime und andere medizinischen Einrichtungen,
die nicht mehr benötigte Medizintechnik, Betten und Mobiliar abzugeben
haben, sich beim Verein zu melden. So wie es vor wenigen Tagen das
Klinikums Quedlinburg getan hat. Kurzfristig holten Vereinsmitglieder
dort neun Pflegebetten ab.
Die drei ukrainischen Mediziner bedankten sich bei den Mitgliedern des
Vereins „Notruf Ukraine – Polizisten helfen“ dafür, dass sie für den
nächsten Transport nach Lutsk genau das auswählen durften, was im
dortigen Kinderkrankenhaus noch für lange Zeit gute Dienste leisten werde.

Ulrich Scholle (links) und Rita Limmroth präsentieren Prof. Borys
Myroniuk, Dr. Ruslan Zhylenko und Dr. Michael Louga ein komplettes
funktionstüchtiges Röntgengerät. Foto: Gerald Egger