Frühjahrstransport führt wieder in die Ukraine
Verein „Notruf Ukraine - Polizisten helfen“ schaute zurück auf 2014 und
plante für das laufende Jahr
Im vergangenen Jahr realisierte der Verein „Notruf Ukraine - Polizisten helfen“
aufgrund der politischen Situation im Empfängerland keinen
Hilfstransport in die Ukraine.
Dafür engagierte er sich in anderen osteuropäischen Ländern.
Hoppenstedt. „Schwerpunkt in diesem Jahr ist der Hilfstransport in die
Ukraine. Im Mai werden wir Sambir ansteuern. Dort wartet man schon
sehnsüchtig auf uns“, sagte Ulrich Scholle auf der Jahreshauptversammlung
des Vereins „Notruf Ukraine - Polizisten helfen“ im Hoppenstedter
Dorfgemeinschaftshaus. Die Zollbefreiung liege inzwischen vor, so dass jetzt
ein Begleitteam gebildet und rechtzeitig
mit der Zusammenstellung der Hilfsgüter begonnen werden kann.
Obwohl der Verein im vergangenen Jahr selbst keinen Konvoi in die
Ukraine schickte, sorgte er mit Unterstützung von Mitglied Frank Klietz dafür,
dass zwölf Tonnen Verbandsmaterial zur polnisch-ukrainischen Grenze geschafft
wurden. Dort wurde es übernommen und in Spitäler in der Westukraine geschafft,
wo verletzte Militärsund zivile Opfer aus der Ostukraine versorgt wurden.
„Von der Direktorin des dortigen Wohlfahrtverbandes haben wir nicht nur die
Bestätigung bekommen, dass alles am Zielort angekommen ist, sondern auch
ein herzliches Dankeschön für die humanitäre Hilfe“, erwähnte Scholle.
Hilfsgüter wurden 2014 nach Ungarn gebracht. Im Mai waren es Möbel und
Verbrauchmaterialien für ein Behindertenheim nahe Esztergom, im August
folgte ein weiterer Transport in ein Heim für erblindete Kinder bei
Budapest. Zuvor hatte eine Delegation von dort Halberstadt besucht und
im Vereinslager notwendige Dinge ausgesucht.
„Ein echter Höhepunkt war die Feier zum 20jährigen Jubiläum des Dr.
Korczak-Kinderdorfes in Rajsko bei Oswiecim“, erinnerte der
Vereinsvorsitzende, „dorthin sind wir mit 21 Mitgliedern und im Tross
einen Getränkenwagen, eine Gulaschkanone und zwei Beiwagenmotorräder
gefahren.“ Der langjährige Freund Janusz Marszalek hatte sie eingeladen.
„Dieser Besuch bleibt allen in sehr guter Erinnerung. Wir haben das Fest
unterstützt und dafür gesorgt, dass die Kasse des Kinderdorfes gefüllt
wurde.“ Schönster Dank seien die leuchtenden Augen gewesen von Kindern,
die viel Spaß hatten im Motorradbeiwagen oder beim Spiel des
Leierkastenmannes und die sich über die Preise bei der vom Verein
veranstalteten Tombola freuten.
Nach Polen war auch eine Delegation des Krankenhauses von Sambir gekommen.
Ihr wurde der vom Verein für 5000 Euro angeschaffte komplett ausgestattete
Krankenwagen übergeben. „Die Freude bei den Empfängern war groß,
denn in der 36.000 Einwohner zählenden Stadt fehlte bis dahin
ein solches Fahrzeug.“ Auch einRollstuhl für einen auf dem Maidan
verletzen Mann wurde mitgegeben. Schollebedauert, dass bisher keine
Bestätigung erfolgt sei, ob diese Sachspende von
Roland Steinke beim Empfänger angekommen ist. Beim Besuch des Krankenhauses in
Oswiecim hingegen erlebten die Vereinsmitglieder große Dankbarkeit. Dorthin
hatten sie 200 Pflegebetten aus Bad Berka geliefert.
„Wir sind aber nicht nur helfend in Osteuropa unterwegs“, unterstrich
der Vorsitzende, „wir vergessen auch nicht die Bedürftigen in der
Region. Erinnert sei zum Beispiel an vorweihnachtliche
Überraschungsessen in der Halberstädter Wärmestube.“
Weil Mitgliedsbeiträge und Spenden nicht ausreichen, die Transporte und
Aktivitäten des Vereins zu finanzieren, organisieren die Mitglieder
regelmäßig Präsentationen. Sie und ihre Angebote sind inzwischen bekannt
und gefragt bei Volksfesten und Feiern. „Wir stellen uns und unsere
Ziele vor, versorgen die Leute gut und füllen entsprechend die Vereinskasse“,
sagte Scholle und dankte in dem Zusammenhang einmal
besonders den Frauen, vor allem Doris Schüneman,Heike Bunke, Helga
Boßkugel und Bärbel Scholle. Ihren Einsatz neben dem Job und in der
Freizeit könne man nicht hoch genug schätzen. Mit kleinen Präsenten
würdigte der Vereinsvorstand das Engagement von Helga Boßkugel, Jens
Kallweit, Bernd Klamert, Mario Sahlmann und Manfred Schüneman.
Schatzmeister Holger Greulich legte anschließend die Finanzen des
Vereins offen und Ralf Strauch widmete sich dem Bereich Logistik. Er
sprach das Lager an, das sich Dank des Teams um Kathrin Böhnstedt in
einem ordentlichen Zustand befinde und gut gefüllt sei. Er dankte der
KOBA und der AFU Halberstadt, die den Verein seit Jahren mit
Arbeitskräften aus dem SGB 2-Programm unterstützen. „Ohne
diese Leute wäre es nahezu unmöglich, die Sachspenden in dem Umfang
anzunehmen, zu sortieren und für die Transporte vorzubereiten.“ Ebenso wichtig
seien die Firmen, die Fahrzeuge zur Verfügung stellen, und jene, die oft schon
seit Jahren Hilfsgüter spenden.
Im Mai startet der geplante Transport nach Sambir, bestätigte der
Logistiker. Zuvor werden jedoch für einen Transport,der erneut aus
Richtung Köln in die Ostukraine führt, aus den Lagerbeständen
Pflegebetten, Inkubatoren, Ultraschallgeräte und Verbrauchsmaterial zur
Verfügung gestellt.Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ dankte den
132 Mitgliedern für die ehrenamtliche Arbeit und den Firmen für deren
Unterstützung. „Ich fühle mich aus vielerlei Gründen bei euch wohl.
Macht weiter so, gewinnt weitere Mitstreiter für diese gute Sache und
bewahrt euch das Miteinander und den Zusammenhalt. Die Gesellschaft
braucht euch.“
Vereinsvorsitzender Ulrich Scholle (rechts) bedankte sich mit kleinen
Präsenten bei Bernd Klamert, Mario Sahlmann, Helga Boßkugel, Manfred
Schüneman und Jens Kallweit (von links) für deren engagierte Arbeit.
Foto:
Gerald Eggert
Die krisengeschüttelte Ukraine sorgte auch bei unseren
Mitgliedern für ein Wechselbad der Gefühle. Gerade jene, die als Begleiter von
Hilfstransporten eine besondere Beziehung zu dem Land und deren Menschen
aufgebaut haben, verfolgen das Geschehen und sorgen sich.
Nun ist in unserer Satzung festgeschrieben, dass der Verein unpolitisch
agiert. Das ist jedoch für den Einzelnen nicht einfach. Ist doch jedem
klar, dass die Opfer des Konfliktes in der Ukraine jene Menschen sind,
die ohnehin schon nichts haben.
Wir sind uns einig, dass wir unsere Anstrengungen, den Menschen zu
helfen, weiter intensivieren müssen.
Ulrich Scholle